Sie organisierten Streiks, stritten für den Sturz des Zaren und setzten sich gegen Pogrome zur Wehr: Ende des 19. Jahrhunderts war im Russischen Reich eine Bewegung jüdischer Arbeiter entstanden, deren Stärke Zeitgenossen bewunderten und die maßgeblichen Anteil an der Gründung der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands hatte.
Ihre Partei, der Allgemeine Jüdische Arbeiterbund von Litauen, Polen und Russland, nahm sich nicht nur des sozialen Elends der Frühindustrialisierung an. Er kämpfte zugleich für die Rechte der jüdischen Minderheit, die massiver Diskriminierung ausgesetzt und beständig von Gewalt bedroht war. Die Lösung sah der Bund in der demokratischen Revolution statt der Auswanderung - und wurde damit zu einem energischen Gegner der entstehenden zionistischen Bewegung und insbesondere der arbeiterzionistischen Parteien. Doch Streit gab es auch mit Lenin, der den jüdischen Sozialisten Nationalismus vorwarf.
Einen kurzen Höhepunkt der Macht erlebte der Bund in der Revolution von 1905, von Bedeutung war er auch im Polen der Zwischenkriegszeit. Sein Einfluss allerdings war weitreichender und hat das moderne Israel wie auch die Sowjetunion nachhaltig geprägt.
Vortrag und Diskussion am 19. Mai, 19 Uhr, im Peter-Weiss-Haus Rostock, Doberaner Straße 21