Publikation: Was bleibt? Spuren jüdischer Geschichte in Fürstenberg/Havel. Historische Stadttouren

Fürstenberg/Havel war lange Zeit eines der jüdischen Zentren in der Region. Heute sind viele Orte und Geschichten der Gemeinde vergessen. Am 9. November 1938 wurden die letzten jüdischen Bewohnerinnen Fürstenbergs angegriffen, bald darauf erklärte sich die Stadt für „judenfrei“. Um an die vielfältige jüdische Geschichte der Stadt und die Verfolgung zu erinnern, hat der Verein context. Bausteine für historische und politische Bildung e.V. die Publikation „Was bleibt? Spuren jüdischer Geschichte in Fürstenberg/Havel“ erstellt. Die 48-seitige Broschüre erinnert an die Verfolgung und Vernichtung der Jüdinnen und Juden in Fürstenberg im Nationalsozialismus gleichermaßen wie an Ursprung und Entwicklung des jüdischen Lebens in der Stadt im 18. und 19. Jahrhundert.

„Lange war dieses Kapitel der Stadtgeschichte aus dem öffentlichen Gedächtnis gerückt. Diese Broschüre schließt daher eine große Leerstelle“, heißt es im Vorwort von Bürgermeister Robert Philipp, der die Publikation unterstützt. „Es ist an uns, an das vielfältige jüdische Leben in der Stadt zu erinnern.“

Im 19. Jahrhundert lebten zeitweise bis zu 300 Jüdinnen und Juden in der Stadt an der Havel. Das Gemeindeleben war lebendig und akzeptiert. Christliche und jüdische Kinder lernten gemeinsam in der Stadtschule, aber auch eine jüdische Schule gab es in Fürstenberg. Direkt im Ortskern befand sich die Synagoge, aufwändig restauriert unter Hofbaumeister Friedrich Wilhelm Buttel, der auch die Stadtkirche erbaute. Im Stadtbild erinnert daran nichts. Heute ist am Ort ein Supermarkt-Parkplatz, die Inneneinrichtung der Synagoge verschollen. Die alte jüdische Geschichte der Stadt, die ihren Anfang mit der Ansiedlung von Juden im 18. Jahrhundert nahm, zeichnet das Heft anhand von historischen Orten und überlieferten Lebensgeschichten nach.

Für die Publikation suchten die Mitglieder von Context e.V. vor Ort in Fürstenberg, in Bibliotheken und Archiven nach Informationen zur jüdischen Geschichte. Unterstützt wurde das Projekt von der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück, Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten und zahlreichen Einzelpersonen. Jugendliche aus Fürstenberg begaben sich mit einer Fahrradtour auf die Spuren jüdischen Lebens und beteiligten sich mit einem Foto-Workshop an dem Projekt. Gefördert wurde das Projekt von der Szloma-Albam-Stiftung und der Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Oberhavel im Bundesprogramm Demokratie leben!

Context. Bausteine für historische und politische Bildung e.V.: Was bleibt? Spuren jüdischer Geschichte in Fürstenberg/Havel. Historische Stadttouren. Rostock 2018

Die Publikation kann postalisch bezogen werden über info@context-verein.de.